Monatsbrief November / Dezember 2022

Erst in der lebendigen Erfahrung des Wesens,

im Innewerden des inneren Christus,

schlägt das wahre Leben die Augen auf.

• Christian Ottemann

Liebe Mystik- und Kontemplation-Interessierte!

Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten!

November, Monat der Vergänglichkeit. Das zeigt der Blick in die Natur mit ihrem Rückzug nach Frühjahr und Sommer, ebenso der Blick auf die kirchenjahreszeitlichen Gedenktage mit Volkstrauertag und Totensonntag.

Gewahren und Realisieren der grundsätzlichen Vergänglichkeit stellt gleichzeitig ein wesentliches Eingangstor zur hintergründigen Wirklichkeit dar.

Auch unsere Praxis des kontemplativen Gebetes öffnet die Einsicht in die Wandelbarkeit aller Dinge und Phänomene und damit den Blick für die Tiefendimension. Die Dinge sind nicht das, als was sie zunächst erscheinen. Ja, ich selbst bin nicht, was ich von mir denke. Der ehrliche Blick in den blankgeputzten Spiegel der Stille führt unweigerlich in diese Einsicht. In anderer Terminologie: in die Erfahrung der Leerheit und Substanzlosigkeit.

Erst in der lebendigen Erfahrung dessen, was mich darin und dahinter im Tiefsten ausmacht, der Erfahrung des Wesens, schlägt das wahre Leben seine Augen auf.

Damit transzendiert sich die persönliche raumzeitliche Bedingtheit meines abhängigen Entstehens in etwas Grundsätzlicheres, Wesentlicheres. Alle Dinge schmecken nach Gott (Eckhart), Durchbruch zum Wesen (Dürckheim), Realisierung der Gotteskindschaft oder Buddha-Natur, oder nochmals Dürckheim: Transparenz für die immanente Transzendenz - vielfältige Begriffe für diesen Vorgang.

Und erst damit schlägt das wahre, große Leben seine Augen in uns auf. Bleiben wir nicht begrenzt auf raumzeitliche Bedingt- und Abhängigkeiten, werden wir befreit zu unserem doppelten Ursprung und werden in die Lage versetzt, Himmel und Erde in uns zu vereinen und Zeugnis abzulegen vom Überraumzeitlichen im Raumzeitlichen, vom Himmlischen im Irdischen, von der Transzendenz in der Immanenz.

Mit diesem Zusammenfall der Gegensätze, wie Nikolaus von Kues das nannte, entfällt auch der diametrale Gegensatz von Innen und Außen. Damit wird der Blick frei für eine der grundsätzlichen christlichen Überzeugungen: Inkarnation – Mensch-, Fleisch-, Gestaltwerdung. Der außergewöhnliche, ferne, fremde, große Gott wird gewöhnlich, gegenwärtig, inkarniert, manifestiert sich im Stein als Stein, in der Pflanze als Pflanze, im Tier als Tier, im Baum als Baum, im Menschen als Mensch, wie Willigis zu sagen pflegte. Inwendig auch in mir geboren, inwendiger, innerer Christus und gleichzeitig universeller Christus. Das Wort ward und wird Fleisch (Joh.1,1). Das Wesen, das, was uns zutiefst ausmacht und uns näher ist als wir es uns selbst sind.

Das Wesen ist das in uns wirkende Wort, der innere und universelle, in jedem von uns wirkende und in allen Dingen gegenwärtige Christus (Dürckheim).

Und wie gesagt: Das Realisieren der für uns oft so schmerzlichen, ängstigenden, bedrohlichen Wandelbarkeit und Vergänglichkeit aller Dinge stellt das Eingangstor in diese Erfahrungen dar.

So lasst uns treulich praktizieren, den Spiegel blankputzen und hineinschauend die Vergänglichkeit und Leerheit der Dinge gewahren, um damit bereit zu werden für das Fest der Inkarnation, der Menschwerdung, auf welches wir in diesen Monaten zugehen.

So herzliche Einladung zu gemeinsamer Praxis:

Digitale Abende der Stille und Kontemplation, donnerstags 19.00 bis 21.00 Uhr.

Zugang über die Website, rechte Spalte unter den aktuellen Terminen.

Wochenimpulse Kontemplation und Mystik.

Die Wochenimpulse des Abends werden anschließend auf dem youtube Kanal der Weggemeinschaft

eingestellt und später auch auf die Website verlinkt.

Di. 08.11. bis So. 13.11.: Dreijähriges Kontemplationstraining am Benediktushof

Sa. 26.11.: Kontemplation am Tor zum Advent, 10.00 bis 18.00 Uhr, Meditationszentrum Heilig-Kreuz, Kettelerallee 45, Frankfurt.

An diesem Nachmittag weitere Beratung über den fortgeschriebenen Entwurf unseres Selbstverständnisses.

Anmeldung über die Website bis Mo. 21.11., 12.00 Uhr

Di. 06. Dezember, 9.00 bis 13.00 Uhr: Versand Jahresprogramm 2023 in Heilig Kreuz. Dafür benötigt es wieder fünf bis sechs Freiwillige. Bitte bereits nach diesem ersten Aufruf bei mir melden. Danke!

Sa. 10.12.:Kontemplationstag, 10.00 bis 18.00 Uhr,

Meditationszentrum Heilig-Kreuz, Kettelerallee 45, Frankfurt.

So. 11.12.: Gottesdienst aus der Stille – das Leben feiern,

17.00 Uhr, Heilig- Geist Kirche, Dominikanergasse 1, Frankfurt

Di. 13. bis So. 18. 12.: Kontemplation und Ikonenschreiben am Benediktushof mit Konstantina Stephanaki und mir.

Anmeldung direkt am Hof

Di. 20. bis So. 25. 12.: Weihnachtskurs am Benediktushof mit Sr. Kristina, Ingrid Hanika und mir

Ausblick:

Erster Abend der Stille und Kontemplation: Do. 12. Januar 2023,

Erster Kontemplationstag: Sa. 14. Januar 2023, Heilig Kreuz

Vor allem aber:

Woche der Weggemeinschaft, erstmals am Benediktushof,

Sa. 04. bis Do. 09. Juni 2023

Hier spielt der Anmeldezeitpunkt für die Vergabe der Zimmerkategorien - anders als in den letzten Jahren - eine Rolle.

Anmeldung direkt am Hof (Einzelzimmer werden bereits knapp)

Jubiläum

Do. 21. September 2023, 20:00 Uhr

Hagios Konzert aus der Stille mit Helge Burggrabe

Fr. 22. September 2023, 20:00 Uhr

Jubiläumsvortrag von mir. Da sein, einfach da sein - Kern aller kontemplativen Praxis

Sa. 23. September 2023, ab 10:00 Uhr

Kontemplationstag mit anschl. gemütlichem Beisammensein

So. 24. September 2023, 14:00 Uhr

Feier des Lebens

Alles im Meditationszentrum Heilig- Kreuz.

Da Ihr sicher schon Eure Jahrespläne macht, richtet es bitte ein, noch besser: Meldet Euch gleich an!!! Ist alles schon auf der Website eingerichtet.

Gesammelte Bitten:

1.Mithilfe beim Versand des Jahresprogramms

am Di. 6.12.2022, 9.00 bis 13.00 Uhr

Kannst Du helfen?

2. Kannst Du einen auswärtigen Jubiläumsgast während des Jubiläums beherbergen?

3. Immer noch läuft unsere Jubiläums-Spendenaktion für die Weggemeinschaftzur Anschaffung neuer Sitzmatten für die Kirche. Dafür benötigen wir trotz erheblichem Rabatt 4000,- € und es braucht auch Geld für die Auffüllung unserer Zuschussrücklagen für Kursteilnahmen, die sonst scheitern würden.

Erbeten entweder Einmalspende oder ein Cappuccino pro Woche als monatlicher Dauerauftrag

Bitte zahle Deinen Beitrag ein auf das Konto der Evangelischen Bank

Kontoinhaber: Zentrum Verkündigung der EKHN

IBAN: DE10 5206 0410 0004 1131 10

Verwendungszweck: Weggemeinschaft Kontemplation und Mystik AOJ0192501 Jubiläumsspende

4. Erfahrungsberichte

Zum Jubiläum soll es ein Handbuch der Weggemeinschaft geben. Dieses wird einerseits unsere Praxis beschreiben und unsere Besonderheiten kenntlich machen, andererseits soll es Erfahrungsberichte beinhalten.

Deshalb die intensive Bitte:

Kannst Du etwas beisteuern? Eine kurze Erfahrungsbeschreibung zu unseren Praxisformen (Sitzen, Gehen, Tönen, Rezitieren, Körpergebet, Stolen, Verneigen, Feiern des Lebens, Gespräche etc.)

Oder einige Zeilen zu Deiner Sicht auf die Weggemeinschaft und ihre Bedeutung für Dich. Was erscheint Dir daran wesentlich?

Das kann im Buch namentlich gekennzeichnet sein oder auch anonym erscheinen. Wir, das Redaktionsteam (Jutta, Ingrid, Matthias und ich) würden uns sehr freuen, wenn wir das Buch auf diese Art erfahrungsorientiert bereichern könnten. Nur Mut!

Und jetzt einen guten Gang durch die dunkler werdenden Tage hin zum Fest der Geburt des neuen Lichtes.

Sven