Monatsbrief April - Mai 2014
Friedrichsdorf am Beginn der Passionszeit
Das Leben ist kein Problem,
das es zu lösen,
sondern eine Wirklichkeit,
die es zu realisieren und gewahren gilt.
Liebe Mystik- und Kontemplationsinteressierte!
Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten!
Sowohl auf dem therapeutischen Weg als auch auf dem spirituellen Pfad spielt die innere Haltung, mit der ich unterwegs bin, eine wesentliche Rolle. Wird Leben und Lebendigkeit aus der Perspektive des Problematischen, Defizitären, Ungenügenden wahrgenommen, ist es sehr schwer, in eine vertrauensvolle Offenheit zu gelangen. Mein inneres Reagieren wird dann durch das Bedürfnis nach Schutz gesteuert, welches mich Sicherungen, Blockaden und Mauern errichten lässt, um das Problem in den Griff zu bekommen. Die Unmittelbarkeit der Erfahrung wird durch diese Haltung zumindest erschwert, ja fast verunmöglicht.
So wird deutlich, welche Bedeutung meine Sicht auf das Leben hat. Ebenso zeigt sich die Grundbewegung der kontemplativen Übung: Kann ich realisieren, was ist? Deshalb auch ist das einfache, absichtslose Da-sein der Kern der kontemplativen Übung. Dies stellt die tiefe Erlaubnis zum Leben dar und geht ihr gleichzeitig voraus. Da sein dürfen, mit allem, was da ist, sich zeigt, zu mir gehört, ist der Schlüssel zum Raum der Stille. So geht es in unserer Übung immer wieder um die Kunst, da zu bleiben. Ich sitze auf meinem Kissen, Bänkchen, Stuhl oder Hocker und übe mich ein, da zu bleiben. Das klingt sehr schlicht. Und doch weiß jeder, der dies versucht hat, wie unglaublich groß der Sog ist, der uns davon abhält. Manchmal ist es die körperliche Unruhe, dann aber sind es Emotionen, Gedanken, Absichten, tausendfache Verlockungen, die dazu führen, dass ich da sitze und gleichzeitig woanders bin. Dies ist ja zumeist unser Normalzustand. Zerstreut: Körperlich hier, in Gedanken an einem anderen Ort und gefühlsmäßig in einer alten Geschichte. Dieses Zerstreut sein höhlt aber innerlich aus und macht fremd im eigenen Leben.
Und so ist die Kontemplation die schlichte, aber gar nicht leichte Übung, da zu sein und zu bleiben, wo ich bin. Wach, gegenwärtig, präsent, das Leben gewahrend. Man könnte es Vergegenwärtigung des Lebens nennen. So stellt die spirituelle Praxis keine neue Wirklichkeit her. Sie führt uns in die Erfahrung dessen, was ist. Aber genau diese Erfahrung führt zu einem Ankommen bei mir selbst und zum Realisieren der Quelle, aus der alles Lebendige strömt. So führt uns die kontemplative Praxis in die Erfahrung des Urgrundes, des Göttlichen in allem Lebendigen und in die Erfahrung des Einen. Und diese Erfahrung mündet in das Ostergeschehen: die Liebe ist stark, ja stärker als der Tod. Unser wahres Wesen übersteigt beides und kennt weder Sterben noch Geboren werden. So wünsche ich einen Weg durch die Passionszeit und die Karwoche, der es wirklich Ostern werden lässt.
1. Jeden Donnerstag: Abend der Stille und Kontemplation
19.30 – 21.30 Uhr, salus klinik, Haus C Raum 187
Gebärde, Hinführung zu Stille, Sitzen in der Stille, Rezitation, Wegweisung der Stille, Abendritual. Hierzu ist keine Anmeldung erforderlich
2. Kurzeinführung in die Kontemplation, Mittwoch, 2. April 2014
17.30 Uhr - 18.30 Uhr, salus klinik Raum C 187
Zukünftig wird es monatlich eine einstündige Kurzeinführung in die Kontemplation geben. Diese findet mittwochs in der salus klinikstatt. (Beschilderung Klinikseelsorge)
3. Assistenten-Treff am 9. März um 18.30 Uhr
(feste Gruppe)
4. Friedrichsdorfer Gespräch Spiritualität und Heilung
Donnerstag, 10. April 20.00 Uhr in der salus klinik:
Fernand Braun, Mitgefühl ist meine schlichter Glaube und meine wahre Religion
Fernand Braun, der Nachfolger von Willigis Jäger in der Kontemplation wird zu Gast sein, um uns seine Sicht der Kontemplation und des spirituellen Weges darzustellen. Darüber freue ich mich sehr!
5. Kontemplationstag am Tor zur Karwoche,
Samstag, 12. April 2014, 10.00 – 18.00 Uhr
Dieser traditionelle Kontemplationstag dient dem stillen Eintritt in die Karwoche, um dem Geheimnis von Sterben, Tod und Auferstehung nahezukommen. Vitos Waldkrankenhaus
6. Karwoche und Ostern auf dem Benediktushof
15. – 20. April 2014
Leitung: Willigis Jäger, Fernand Braun, Beatrice Grimm und ich. Christina Wingert-Weber wird als eine der Assistentinnen mitwirken. Sitzen in der Stille, Agapefeier am Abend des Gründonnerstag, Feier zur Sterbestunde und Osternachfeier. Anmeldung direkt auf dem Beneditkushof.
7. Mitsingkonzert: Soviel Himmel
Susanne Mössinger und Klaus Nagel am Freitag, den 25. April um 19.00 Uhr in der salus klinik
Zum wiederholten Male ist das Duo „So viel Himmel“ zu Gast in Friedrichsdorf. Einfache, mantrische Lieder zum Mitsingen oder Zuhören aus unterschiedlichen Kontinenten und Traditionen.
8. Dreijähriges Kontemplations-Training vom 29. April – 4. Mai auf dem Beneditkushof
(feste Gruppe)
9. Kurzeinführung in die Kontemplation, Mittwoch, 7. Mai 2014
10. Kontemplationstag am Samstag, 24. Mai 2014 10.00 – 18.00 Uhr in Hofheim-Langenhain
Kontemplation und Bibliodrama,
Nun wünsche ich einen guten Weg durch die Passionswochen und hin zum Fest des Neuwerdens des Lebens, welches uns lehrt, dass unser wahres Wesen weder Geboren werden noch Sterben kennt.
In Vorfreude auf weiteres gemeinsames Üben und weitere Weggemeinschaft grüße ich herzlich
Sven-Joachim Haack