Monatsbrief Dezember 2013 - Januar 2014

|   Monatsbriefe

 

Im Kern besteht die Kontemplation
in einem einfachen, absichtslosen,
selbstverständlichem Dasein.
Hierin üben wir uns ein.
Kontemplation
ist der christliche Weg
in die Erfahrung der Einheit
durch die Zurücknahme der Ich-Aktivität.
Sie lässt uns unser wahres Wesen
realisieren.

SJH

 


Liebe Kontemplations- und Mystik-Interessierte!
Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten!

Diese Zeilen schreibe ich in der Woche zwischen den Zeiten. Das alte Kirchenjahr endet mit dem Toten- und Ewigkeitssonntag und beginnt neu mit dem 1. Advent am kommenden Sonntag. Es ist eine Zeit zwischen Tod und Leben. Das Alte ist vergangen, das Neue noch nicht sichtbar. Auch die Wochen des Advent kultivieren dieses Dazwischen. Im Advent geht es um Menschwerdung, um Ankommen, um Gewahren. Am Beispiel der Menschwerdung des Einen geht es um unser aller Menschwerdung, um die Erfahrung unseres tiefsten Seins, um unser wahres Wesen.

In der Begleitung von Menschen in existentiell zugespitzten Situationen in der Klinik, wie in der Begleitung von Menschen auf dem kontemplativen Weg, also auch in der Begegnung mit mir selbst ist mir immer wieder deutlich, wie herausfordernd diese Zwischenzeiten zumeist erlebt werden. Die damit verbundene Erfahrung der Leere, der Bodenlosigkeit, des Offenen, des Ausgesetzten und des Nichtwissens ist oft mit unangenehm erlebten Gefühlsqualitäten verbunden. Diese führen immer wieder in Versuchung, diese Situationen vorzeitig aufzulösen, was sich im Nachhinein dann oft als schädigend erweist. Paradigmatisch dafür sind alle Formen süchtigen Konsumierens, die der Beeinflussung von Stimmung dienen.

Sowohl in der Adventszeit, als auch in der Kontemplation üben wir uns jedoch insbesondere in dieses Dazwischen ein. Bei meiner Übung bleiben, auch wenn sie leer wird, sich ehemals angenehme Qualitäten des Erlebens nicht mehr einstellen, ich in Kontakt komme mit dem Bodenlosen, Bedrohlichen, Ängstigenden, bedeutet mich Einüben in das Dazwischen. Dies geschieht insbesondere durch die Zurücknahme meiner Ich-Aktivität, die mich immer wieder aus der Situation und dem Augenblick katapultiert. Ich möchte etwas wissen, ich hätte gerndiese oder jene Erfahrung wieder, ich will etwas. So wird deutlich, wie die Konzepte von „mir“ und „mein“, das Verweilen im gegenwärtigen Augenblick verhindern.

Kontemplation und Advent laden mich aber in die Kostbarkeit dieses Augenblicks ein und in diesem absichtslosen Gewahren entsteht so etwas wie ein samtener Halt im freien Fall, eine Verankerung im Sein, die weit tiefer reicht als unsere Konzepte. Sie lassen uns erkennen, wer wir zutiefst sind. Sie lehren uns wahres Menschsein. Dies begehen wir im Advent, dies üben wir in der kontemplativen Praxis ein.

Zehn Jahre pflegen wir diese kontemplative Praxis in unserer Weggemeinschaft. Am Samstag vor dem 1. Advent 2002 begannen wir mit einem ersten Kontemplationstag. So feiern wir gleich zu Beginn des neuen Jahres dieses Jubiläum. Ich freue mich sehr darauf und schaue mit großer Dankbarkeit auf die Entwicklungen dieses Jahrzehnts. Deshalb lade ich auch von Herzen ein, mitzufeiern.

Immer wieder werde ich gerade im Blick auf die Tage der Weggemeinschaft gefragt oder höre, dass Menschen sich fragen, ob sie zugehörig oder eingeladen seien. Deshalb ist mir wichtig, zu betonen: Wir sind keine Organisation mit Mitgliedsausweis, Bekenntnis oder besonderen Einlassbedingungen. Wer den Wunsch spürt, darf sich zugehörig fühlen. Dies gilt insbesondere natürlich auch für das Jubiläum. Wir feiern es in dreifacher Art und Weise:

Festvortrag und Empfang
Kontemplation und Mystik – Spiritualität und Lebenskultur aus der Stille Donnerstag, den 16. Januar 2014 um 19.30 Uhr in der salus klinik Friedrichsdorf. Neben meinem Vortrag zum Namen unserer Weggemeinschaft wird es Gelegenheit zum Austausch bei einem kleinem Empfang geben.

Kontemplationstag und Tag der Weggemeinschaft
Samstag, den 18. Januar von 10.00 – ca. 20.00 Uhr Christuskirche Bad Homburg, Stettiner Weg 53 Sitzen in der Stille, Vortrag, Austausch und Begegnung. Am Nachmittag wird es ein Ritual zur Ernennung von Christina Wingert-Weber als Kontemplationslehrerin geben. Der Tag schließt dann mit einem gemeinsamen Abendessen (wie immer mit der Bitte verbunden, etwas mitzubringen. Für Brot und Getränke ist gesorgt. Wieder bin ich auf die variantenreiche Fülle gespannt.) Wie üblich ist für diesen Tag eine Anmeldung nötig. Der Richtpreis beträgt wie üblich 35,-€ und wie immer seid ihr eingeladen zu geben, was Euch gut möglich ist.

Feier des Lebens – Gottesdienst aus der Stille
Sonntag, den 19. Januar um 17.00 Uhr in der Christuskirche Bad Homburg
Kontemplation – mantrische Gesänge - Wegweisung der Mystik – Mahlfeier
Dies ist gleichzeitig ein Pilotprojekt für eine solche liturgische Form des Feierns in unserer Region über diesen Tag hinaus.

Es stehen Plakate und Handzettel für das Jubiläum bereit, die ich gerne zusende. Bitte überlegt, wen ihr persönlich einladen wollt, oder wo ihr Plakate aufhängen oder Handzettel auslegen könnt. Dieses Jubiläum bietet eine gute Gelegenheit, die Kontemplation und unsere Weggemeinschaft auf unterschiedliche Weise kennen zu lernen.

Aber natürlich gibt es bis dahin noch zwei weitere Angebote des gemeinsamen Praktizierens:

Kontemplationstag im Advent am 7. Dezember von 10.00 – 18.00 Uhr im Vitos Waldkrankenhaus

Weihnachtskurs am Benediktushof vom 20. – 25. Dezember mit Willigis Jäger, Fernand Braun und mir.

Ein letzter Hinweis: Die Umgestaltung der Homepage ist weitergegangen. Viel Organisation wird darüber abgewickelt. Deshalb bitten wir, sich dort anzumelden. Dies geschieht einmalig und wird durch die Bestätigung eines Anmeldungslinks gesichert. Damit ist es zukünftig möglich, sich für Veranstaltungen an- und abzumelden, Vorträge downzuloaden, Zugang zum internen Bereich und seinen Materialien zu erhalten. Herzlichen DankNun aber wünsche ich einen guten Weg durch Advent hin zum Fest unserer Menschwerdung und freue mich auf Begegnungen beim Jubiläum im Januar.

Sven-Joachim Haack