Monatsbrief Mai - Juni 2012

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Friedrichsdorf, in der Woche vor Pfingsten

Eine Traumatisierung wirkt nachhaltig.
Sie beschädigt die Beziehung zu sich selbst und macht fremd im eigenen Leben.
Sie erschwert die Beziehung zu anderen. Sie kränkt Leib, Geist und Seele und macht kränkbar.
Damit gebiert sie immer aufs Neue Verletzung und Leid.
Dies können wir studieren im Leben Einzelner über Generationen hinweg.
Und wir können es studieren im Zusammenleben von Volksgruppen und Ethnien.
So erscheint die Befriedung destruktiver traumatisierender Erfahrungen Voraussetzung für Versöhnung und Friedensfähigkeit.
Heilungsarbeit ist somit Friedensdienst .                       

Liebe Kontemplations- und Mystik Interessierte!                                                                                                          Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten!

Sowohl in meiner Arbeit in den Kliniken als auch in der Begleitung auf dem kontemplativen Weg begegnet mir häufig das Thema Traumatisierung. Und es gehört für mich zu den tragischsten Erfahrungen zu sehen, wie diese Erfahrungen über Generationen weiterwirken und immer neu Leid gebären und vermehren. Alte Verletzungen fordern ihr Recht und erschweren oder verhindern den Durchbruch zum wahren Wesen und die Erfahrung des gelassenen, einfachen, selbstverständlichen Daseins.

Gleichzeitig erlebe ich aber auch immer wieder, wie das Wachsen von Achtsamkeit und Gewahrsein eine wesentlichen darstellt, nicht mehr von traumatisierenden Erfahrungen bestimmt zu werden. Erst die Aufrechterhaltung der Achtsamkeit auch in Momenten emotionaler Turbulenz setzt mich in den Stand, Spielräume erspüren und alternative, weniger schädigende Verhaltensweisen entwickeln und einüben zu können. So haben ja auch viele Menschen mit frühen Störungen und Gewalterfahrungen eine innere Sehnsucht nach spiritueller Gründung. Eine Traumatisierung übersteigt – das ist ihr Wesen – das gegenwärtige Fassungs- und Verarbeitungsvermögen meiner Seele. Ich kann sie als Person nicht (aus) halten und verdauen. Daraus speist sich die Sehnsucht nach etwas, was mein personales Sein mit seinen Fähigkeiten übersteigt, um es gleichwohl bergen zu können.

Dies stellt meines Erachtens eines der größten Heilungspotentiale des kontemplativen Weges dar. Durch die tiefere Verankerung in der Achtsamkeit wächst die Fähigkeit zum Gewahrseins und dies wiederum fördert den Durchbruch zum Wesen. Dies ist mir eines meiner Herzensanliegen in meiner Arbeit.

In diesen Tagen feiern wir Pfingsten: Es stellt die Geschichte der Heilung einer Traumatisierung dar. Von den Jüngerinnen und Jüngern wird berichtet, wie sie am Pfingsttag beieinander saßen, hinter verschlossenen Türen und Fenstern, quasi eingemauert aus Furcht vor der Gewalt, die sie erlebt hatten. Ostern war der Beginn des Heilungsweges, aber noch nicht dessen Vollendung. Sie hatten erfahren, wie  Gewalt ihre Perspektive zerstört hatte. Sie hatten ihre ganze Hoffnung auf den gesetzt, der dann der Gewalt erlegen war. Vor Pfingsten wissen sie trotz Ostern noch nicht, wer sie sind, wozu sie da sind, was ihr Auftrag ist. Gefangen in der Angst vor der Gewalt ziehen sie sich zurück. Was dann in vielfältigen Bildern beschrieben wird, zeugt von einer Verwandlung, in der die alte bannende Macht der Gewalterfahrung zurücktritt, Verstehen über alle inneren und äußeren Grenzen hinweg entsteht und aus einer kleinen Gruppe durch Gewalt Traumatisierter eine Gemeinschaft wird, die bis ans Ende der damals bekannten der Welt geht, um von dieser Befreiung zu berichten. Mögen unsere eigenen Erfahrungen der Fragmentierung, Beschädigung und Verletzung ebenso an Wirkmacht verlieren in diesem vor uns liegenden Pfingstfest!

Nun aber zu den Möglichkeiten gemeinsamer Praxis bis zum Sommer:

1. Kontemplation intensiv am 2. Juni von 10.00 – 18.00 Uhr in der Oase des Waldkrankenhauses Köppern

Dieser Tag stellt das zweite der vier Vertiefungsangebote dieses Jahres dar. Strenges Stillschweigen und intensiviertes Sitzen kennzeichnen diesen Tag.

2. Gottesdienst mit Taufe am 10. Juni um 10.00 Uhr in der Ev. Kirche Hofheim-Langenhain, Alt Langenhain 37-39

Ein feierlicher Gottesdienst zum Thema Taufe als Initiation in unser wahres Sein.

3. Kontemplationstag im Juni: Kontemplation und achtsam-friedvolles Gehen

16. Juni von 10.00 – 18.00 Uhr in der Oase des Waldkrankenhaus Köppern und dem umliegenden Wald

Das Gehen spielt in der kontemplativen Übung eine große Bedeutung. Es bildet den Übergang vom Sitzen in der Stille in bewegten Alltag. Achtsames Gehen macht jeden bewussten Schritt zu einem Friedensschluss mit mir selbst, der Erde, allem Lebendigen und zu einer Liebeserklärung ans Sein. Darin wollen wir uns im Gehen im Raum der Stille und im Freien einüben.

4. Abende der Stille und Kontemplation donnerstags  um 19.30 – 21.30 Uhr in der salus Klinik Haus C Raum 187

Hinführung durch Gebärde oder meditativen Tanz, drei Runden des Sitzens, Wegweisung der Mystik und Abendritual. Eine Anmeldung dazu ist nicht erforderlich.

Letzter Abend vor der Sommerpause: 28. Juni

5. Kontemplationskurs auf dem Benediktushof: Kontemplation im Sitzen, Gehen, Laufen            28. Juni – 1. Juli

In diesem Kurs üben wir insbesondere an den Übergängen vom Sitzen ins Stehen, Gehen und Laufen und wieder zurück ins Sitzen. Dieser Kurs findet in der normalen Übungsstruktur des Benediktushofes statt und ist für Ungeübte im Sitzen wie auch im Laufen geeignet.

6. Erster Abend der Stille und Kontemplation nach der Sommerpause: 16. August

7. Kontemplationstag intensiv am 25. August von 10.00 – 18.00 Uhr in der Oase des Vitos Waldkrankenhauses in Köppern

8. Kontemplationskurs auf dem Benediktushof: Kontemplation im Sitzen, Gehen, Laufen            28. August – 2. September

In diesem Kurs üben wir insbesondere an den Übergängen vom Sitzen ins Stehen, Gehen und Laufen und wieder zurück ins Sitzen. Dieser Kurs findet in der normalen Übungsstruktur des Benediktushofes statt und ist für Ungeübte im Sitzen wie auch im Laufen geeignet. Der längere Kurs bietet Gelegenheit, tiefer in das Gleichmaß des Rhythmus der Tagesstruktur hineinzufinden und die Übung damit zu vertiefen.

9. Einführungskurs auf dem Benediktushof  vom 16. – 18. September

10. Da sein, einfach da sein – Lebenskultur aus der Stille

Dreijähriges Kontemplations-Training 2013-15

Ich freue mich sehr über die zahlreichen Rückmeldungen und Anfragen zu dieser Schulung, auf Grund derer ich mit der konkreten Planung begonnen habe. Termine für 2013: 19. – 24. März (Di.-So.), 29. Mai – 2. Juni, 18. – 22. September und 27. November – 1. Dezember.   Interessenten biete ich den Einführungskurs auf dem Benediktushof (16. – 18. 8.) – hieran sollten alle Interessierten teilnehmen, die noch keinen Einführungskurs in Kontemplation oder Zen absolviert haben, den Novemberkurs im Waldhof (15. – 18. 11) oder den Adventskurs auf dem Benediktushof (19. – 21. 12.) als Orientierungskurs an.

Da die Plätze beschränkt sind und das Angebot auch im Programm des Benediktushofes erscheinen wird, gibt es eine Anmeldemöglichkeit bis zum 25. September bei mir direkt. Danach geht es nach Reihenfolge des Eingangs beim Benediktushof.

Nun freue ich mich sehr auf weitere Weggemeinschaft und gemeinsames Praktizieren, zu dem ich herzlich einlade                                                  

Sven-Joachim Haack