Monatsbrief April – Mai 2012

|   Monatsbriefe

Friedrichsdorf, Quasimodogeniti 2012


Vor seiner Geburt

war Jesus auferstanden.

Sterben gilt

nicht für Gott

und seine Kinder.

 Wir Auferstandene vor unserer Geburt

 

Rose Ausländer

 

Liebe Mystik und Kontemplations-Interessierte!
Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten!

Diesen Monatsbrief schreibe ich an dem ersten Sonntag nach Ostern, der in der liturgischen Sprache Quasimodogeniti heißt. Wie neugeborene Kinder bedeutet dies. Eine Woche nach Ostern liegt das Fest in unserem Bewusstsein vermutlich schon weit hinter uns zurück. Nun war es aber eine große Weisheit der Alten Kirche, diese Festzeit auf 50 Tage auszudehnen. Um uns in dieses neue Leben, in diese neue Wirklichkeit hineinzuwachsen, braucht Zeit. Alltäglich sind wir in der Regel von fremden und mehr noch eigenen Ansprüchen bestimmt. Wir sind durch die Erfahrung von Raum und Zeit begrenzt und definiert. Ostern bringt uns in Kontakt mit einer tieferen Sicht der Wirklichkeit: Vor seiner Geburt war Jesus auferstanden. Das Sein beginnt nicht am Tag unserer Empfängnis oder Geburt und es endet nicht am Tag unseres physischen Todes. Das Sein selbst, unser gemeinsam wahres Wesen kennt weder Geborenwerden noch Sterben. Sterben gilt nicht für Gott und seine Kinder. Das gilt aber nicht für den Einen, den Liebhaber des Lebens aus Nazareth, dies gilt für uns alle: Wir Auferstandene vor unserer Geburt.

Dies zu verinnerlichen, sich einzuverleiben braucht Zeit. Es ist ein langer Transformations-prozess von der Verankerung unseres Bewusstseins in unserem Ich bis zur Verankerung in unserer Seele, unserem wahren Wesen, dem Sein selbst. Wie Neugeborene haben wir allmählich zu erfahren und durchzubuchstabieren, was dieses neue Sein meint. Wie es sich aus dieser Erfahrung lebt. Und so handeln die vorgeschlagenen Predigttexte dieser Zeit genau davon: Wie wird aus einer Schar verwirrter und verängstigter Anhänger Jesu, die nach der Erfahrung des wahren Wesens Jesu in seiner Auferstehung noch kein klares Ziel haben,diese Gruppe, die sich bis ans Ende der Welt aufmacht, um von dieser Wirklichkeit zu zeugen. Erst an Pfingsten entsteht Klarheit über die eigene zukünftige Berufung und Vision.

Und so können diese vor uns liegenden Wochen der österlichen Festzeit der Frage nach der eigenen Berufung und Vision dienen. „Transparenz für die immanente Transzendenz“ nannte dies Karlfried Graf Dürckheim, Durchlässigkeit für das innewohnende überweltliche Sein. Diese Durchlässigkeit versuchen einzuüben in unserer Praxis der Kontemplation im Sitzen in der Stille. Neben dieser allgemeinen Dimension der Berufung braucht es aber auch die individuelle Ausdruckform: Was will durch mich, individuelle und einzigartig ins Leben kommen, was nur ich dem Leben zu geben vermag. Wie will sich das Sein in und durch mich verwirklichen?

Wie Neugeborene sind wir eingeladen über alte Begrenzungen hinauszuwachsen, altes Lähmendes und Verstrickendes hinter uns zu lassen und aus der Verankerung im Sein selbst, unseren Alltag zu gestalten. Quasimodogeniti – ein alter Begriff für eine immerwährende Einladung, sich verwandeln zu lassen. Dem dienen die Angebote unserer Weggemeinschaft zu denen ich wieder herzlich einlade.

1. Vortrag Liebfrauenkirche Frankfurt am 24. April um 19.30 Uhr
Geh deinem Gott entgegen – bis hin zu dir selbst, die Wiederentdeckung christlicher Mystik

Ein Vortrag zum Hintergrund der Wiederentdeckung von Kontemplation und Mystik in der christlichen Tradition.

2. Kontemplationstag am 28. April
Oase des Vitos-Waldkrankenhauses Köppern 10.00 – 18.00 Uhr

Ein Übungstag mit dem Schwerpunkt auf dem Sitzen in der Stille. Daneben bei Bedarf Einführung in die Kontemplation, Ritual, meditative Mahlzeit und Möglichkeit zum Einzelgespräch. Einige Aufgaben für diesen Tag sind noch offen. Wer Lust hat, etwas beizutragen siehe unten.

 3. Friedrichsdorfer Gespräch: Spiritualität und Heilung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Gemeinden (ACGF) und der Weggemeinschaft am Donnerstag, den 10. Mai, um 20.00 Uhr in der salus klinik

Hermann Haindl – Rituale und heilige Zeremonien nordamerikanischer Indianer am Beispiel des Sonnentanzes der Lakota

Der Hofheimer Maler Hermann Haindl verbrachte mit seiner Frau der Kulturanthropologin Dr. Erika Haindl zwölf Sommer bei nordamerikanischen Indianern und wurde in deren spirituelle Schulung aufgenommen. Er wird einerseits über die Situation nordamerikanischer Indianer zwischen Identitätsverlust und Wiederentdeckung eigener spiritueller Wurzeln berichten. Dabei wird dem Sonnen“tanz“, einem Initiationsritual der Lakota besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Der Eintritt ist frei, eine Spende zur Deckung der Unkosten der Reihe erbeten.

4. Kontemplation intensiv am 2. Juni von 10.00 – 18.00 Uhr in der Oase des Waldkrankenhauses Köppern

Dieser Tag stellt das zweite der vier Vertiefungsangebote dieses Jahres dar. Strenges Stillschweigen und intensiviertes Sitzen kennzeichnen diesen Tag.

5. Kontemplationstag im Juni: Kontemplation und achtsam-friedvolles Gehen
16. Juni von 10.00 – 18.00 Uhr in der Oase des Waldkrankenhaus Köppern und dem umliegenden Wald

Das Gehen spielt in der kontemplativen Übung eine große Bedeutung. Es bildet den Übergang vom Sitzen in der Stille in bewegten Alltag. Achtsames Gehen macht jeden bewussten Schritt zu einem Friedensschluss mit mir selbst, der Erde, allem Lebendigen und zu einer Liebeserklärung ins Sein. Darin wollen wir uns im Gehen im Freien einüben.

6. Abende der Stille und Kontemplation donnerstags (nicht an Feiertagen) um 19.30 – 21.30 Uhr in der salus Klinik Haus C Raum 187

Hinführung durch Gebärde oder meditativen Tanz, drei Runden des Sitzens, Wegweisung der Mystik und Abendritual. Eine Anmeldung dazu ist nicht erforderlich.

Am 10. Mai besteht die Möglichkeit zum Sitzen von 19.30 – 20.00 Uhr vor dem Friedrichsdorfer Gespräch.

 

Da sein, einfach da sein – Lebenskultur aus der Stille

Dreijähriges Kontemplations-Training 2013-15

Ich freue mich sehr über die zahlreichen Rückmeldungen und Anfragen zu dieser Schulung, auf Grund derer ich mit der konkreten Planung begonnen habe. Termine für 2013: 19. – 24. März (Di.-So.), 29. Mai – 2. Juni, 18. – 22. September und 27. November – 1. Dezember. Interessenten biete ich, den Einführungskurs auf dem Benediktushof (16. – 18. 8.) – hieransollten alle Interessierten teilnehmen, die noch keinen Einführungskurs in Kontemplation oder Zen gemacht haben teilnehmen, den Novemberkurs im Waldhof (15. – 18. 11) oder den

Adventskurs auf dem Benediktushof  (19. – 21. 12.) als Orientierungskurs an. In der nächsten Zeit wird ein Handzettel mit Informationen verfügbar sein, der verschickt wird. Da die Plätze beschränkt sind und das Angebot auch im Programm des Benediktushofes  erscheinen wird, gibt es eine Anmeldemöglichkeit bis zum 25. September bei mir direkt. Danach geht es nach Reihenfolge des Eingangs beim Benediktushof.

 

Sven-Joachim Haack