Monatsbrief November - Dezember 2011

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Friedrichsdorf, St. Martin 2011 

Das Gelübde der Menschheit
Besänftigt und gefasst
Lasst uns Erwachen zum wahren selbst,
völlig Erbarmende werden,
völlig unsere Fähigkeiten nützen,
wie immer es unserer Berufung entspricht;

das Leiden erkennen
von Mensch und Gesellschaft
und die Wurzel des Leidens;
die richtige Richtung erfassen,
wohin die Geschichte gehen soll. 

Wir reichen einander die Hände,
miteinander verwandt,
weit jenseits der Unterschiede
von Herkunft, Nation und Klasse.

Lasst uns voll Mitgefühl geloben,
dass wir unser tiefes Verlangen
nach Befreiung verwirklichen
und eine Welt gestalten,
in der alle leben können
in Wahrheit und Fülle

 

Shinìchi Hisamatsu 

 

 

Liebe Mystik- und Kontemplations-Interessierte!

Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten auf dem inneren Weg!


Zwei Begegnungen der letzten Wochen haben mich sehr bewegt und inspiriert. Einmal ein Kontemplationskurs in Südtirol, an dem ich teilnahm. Fernand Braun hat die Meditation der Liebenden Güte und des Mitgefühls zu einem festen Bestandteil seiner Praxis gemacht. Jeweils um17.00 Uhr leitet er sie täglich an. Sie dient einerseits der personalen Heilungsdimension, ist aber andererseits eine Übung, die hilft, die personale Struktur und Eingrenzung zu überschreiten. Die zweite Begegnung fand auf dem Benediktushof mit Bernhard Glassmann Roshi, dem Begründer des Zen-Peacemaker-Ordens statt. Er war zunächst als Mathematiker bei der NASA, dann 30 Jahre auf einem strengen Zenweg und ist seit 25 Jahren einem sozial engagierten Buddhismus verpflichtet, der einen großen Teil der Praxis außerhalb des Meditationsraums sieht. Die Grundprinzipien der Peacemaker sind die Haltung des Nichtwissens, Zeugnis ablegen für das, was wirklich ist und liebendes Handeln.

Mich haben diese Begegnungen inspiriert, stärker noch der Frage nachzugehen, wie Mitgefühl und Güte in der Übung der Stille stärker betont und im Alltag stärker kultiviert werden kann. In unserer christlichen Tradition steht dafür das Fest des Heiligen, welches wir gerade begehen: St. Martin als Heiliger des Mitgefühls, der sich berühren lässt vom Leid und der dadurch die Identität des Christus mit allen erfährt. Dies führt zu einer ähnlichen Haltung wie sie das Gelöbnis der Menschheit aus der Zen-Tradition ausdrückt.

Für mich führte dies zu zwei Vorhaben. Im Jahr 2012 möchte ich vier Angebote zur Vertiefung ausweisen. Dies sind der Tag der Weggemeinschaft, die Kontemplationstage im Mai und August, sowie der Kontemplationskurs im November. Zu diesen Angeboten sind insbesondere alle diejenigen eingeladen, die an einer Vertiefung der Praxis und der Weggemeinschaft Interesse haben.

In den Jahren 2013-15 möchte ich dann eine dreijährigen intensive kontemplative Schulung anbieten, die einerseits die Praxis des Sitzens in der Stille vertiefen soll und andererseits der Frage nach dem Durchdringen des Alltags durch die Übung gewidmet ist. Voraussichtlich besteht dieses Angebot im Kern aus jährlich vier Kursen (Mi.-So) und soll in einer (relativ) festen Gruppe stattfinden.  Interessenten bitte ich um frühzeitigen Hinweis.

Nun wünsche ich eine gute Zeit am Ende des Kirchenjahres und einen guten Einstieg in den Advent.

Sven-Joachim Haack