Monatsbrief Juni 2024
Wie die Luft in allem ist,
wo Raum ist,
kann der Heilige Geist nicht anders,
als in alles zu fließen,
wo er Raum findet.
Meister Eckhart
Frage nicht, was die Welt braucht.
Frage dich selbst,
was dich lebendig macht,
und gehe und tue das, denn was die Welt braucht,
das sind Menschen, die lebendig geworden sind.
Howard Thurmann
Liebe Mystik- und Kontemplation-Interessierte!
Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten!
Pfingstmontag, an dem ich diesen Monatsbrief schreibe - nach turbulenten Tagen - aber davon später mehr.
Pfingsten, ein schwieriges Fest, wenig Ritual, wenig traditionelle Form - und der Geist weht eh,
wo er will. Und doch vergleicht ihn Meister Eckhart mit so etwas Allgegenwärtigem wie der Luft.
Bei Tersteegen heißt es: Luft, die alles füllet, drin wir immer schweben, aller Dinge Grund und Leben.
Meer ohn‘ Grund und Ende, Wunder aller Wunder, ich senk mich in dich hinunter.
Ich in dir, du in mir, lass mich ganz verschwinden, dich nur sehn und finden.
Nehmen wir also Zuflucht zum alten Text aus Apostelgeschichte 2: Da wird berichtet,
dass die Jüngerinnen und Jünger Jesu auch 50 Tage nach Ostern noch angstvoll zusammensaßen,
Rollläden runter, Türen verrammelt, voll Angst, es könnte ihnen so gehen wie ihrem Meister.
Die Stadt voll wegen des Laubhüttenfestes, voll von Menschen aller Herren Länder.
Und dann ein Brausen vom Himmel und feurige Zungen, die sich auf ihre Häupter senken
und sie fassen Mut. Sie öffnen Türen und Fenster, ja trauen sich sogar auf die Straße.
Petrus beginnt sogar zu predigen, Anteil zu geben an seinen Erfahrungen mit dem Liebhaber des
Lebens aus Nazareth – und das Wunder geschieht: Trotz des Völkergemischs
(Parther, Meder, Elamiter, Phrygier, Pamphylier, Ägypter, Libyer, Kreter….) verstehen ihn alle Menschen.
Die babylonische Sprachverwirrung ist aufgehoben.
Die Sprache des Herzens ist universal. Wenn wir von dem reden, was uns zutiefst und unbedingt angeht,
werden wir verstanden. Aus diesem in Angst gefangenen Haufen werden Überzeugte,
Begeisterte und Berufene, die sich ans Ende der damals bekannten Welt aufmachen,
um von ihren Erfahrungen zu zeugen. Pfingsten, Ausgießung des Heiligen Geistes.
Seine Wirkungen: Er ent-ängstigt und weckt Vertrauen, er schafft Verstehen und Verbundenheit,
lehrt Berufung und verlebendigt.
So gewöhnlich, deshalb so leicht zu übersehen: Wo Angst sich löst, Verstehen entsteht,
Verbundenheit spürbar wird, Lebendigkeit sprudelt, ist er am Werk. Luft, die alles füllet,
drin wir immer schweben. Wie die Luft in allem ist, wo Raum ist, kann der Heilige Geist nicht anders,
als in alles zu fließen.
Einer meine Lieblingssätze der letzten Zeit ist ja: Der Heilige Geist pflegt Einladungen anzunehmen.
In unserer kontemplativen Praxis schaffen wir Raum: in der Zurücknahme der Ichaktivität im Sitzen in Stille,
raus aus der Geschäftigkeit, hinein in das, was in diesem Augenblick ist, ins Leer-Werden.
Das schafft Raum und lädt ihn ein, was ja oft als Klärung, Verbundenheit, Ermutigung und neue Lebendigkeit erlebt wird. -
Das führt mich zu einem weiteren Punkt dieses Monatsbriefes, zu einer persönlichen Mitteilung:
Die spirituelle Leitung der „Wolke des Nichtwissens - Kontemplationslinie Willigis Jäger“
hat mich am 11. April aus der Wolke ausgeschlossen. Das ist Folge einer unbewussten Verfehlung.
Willigis hatte 2011 das alleinige Ernennungsrecht auf sich und seine Nachfolger beschränkt,
außer bei Gründung einer eigenen Linie oder Schule. Diese Veränderung hatte ich nicht im Gedächtnis
und so führte die Ernennung von Jutta und Ingrid nun zu diesem Ausschluss.
Eine Schule hätte ich ja schon lang, ernannt nun auch, also mach dein Eigenes, so die Argumentation.
Bisher habe ich unsere Weggemeinschaft nie so sehen wollen, andere taten dies schon lange.
Ich wollte den Preis der Verabschiedung aus der Wolke nie zahlen. Diese Entscheidung ist mir jetzt abgenommen.
In der Begleitung, die ich zur Klärung in Anspruch genommen habe, sagte Matthias:
“Manche brauchen einen Arschtritt, um selbigen hochzukriegen! Vielleicht gehörst Du zu denjenigen.“
Die Folgen für mich am Hof sind überschaubar: keine Hof-Kurse mehr (Ostern, Weihnachten, Allerheiligen),
eigene Kurse schon noch, keine Monatsimpulse im Newsletter, keine öffentlich ausgeschriebenen Feiern des Lebens.
Ausnahme: Ein Abschieds-Osterkurs ist mir noch erlaubt. Dieser wird vom 15. bis 20. April 2025 stattfinden.
Ich lade schon heute herzlich dazu ein und freue mich sehr, wenn viele aus der Weggemeinschaft dabei sind.
Also bitte vormerken und den Termin sichern.
So stellt sich die Frage, was diese Veränderung für unsere Weggemeinschaft bedeutet.
Dies möchte ich gemeinsam eruieren, beraten und entwickeln und lade alle Interessierten dazu ein.
Es wird zwei Termine dafür geben:
- Im Anschluss an den Kontemplationstag am 22. Juni, von 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr im Meditationszentrum Heilig-Kreuz
- An einem Abend der Woche der Weggemeinschaft auf dem Benediktushof,
am Mittwoch, 10. Juli, 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr.
Zur Woche der Weggemeinschaft lade ich nochmals herzlich ein, evtl. wird sie das Gründungsdatum unserer Linie / Schule.
Nach den ersten Turbulenzen nach Verkündung der Entscheidung des Ausschlusses geht es mir mittlerweile damit ganz gut.
Es ist und bleibt schmerzlich und es erlaubt, das Eigene entschiedener zu vertreten.
Zudem entscheidet dieser Beschluss nicht über meine innere und gefühlte Zugehörigkeit zur Wolke und zu den Menschen,
mit denen ich den Weg lange Zeit gegangen bin. Als Gast bin ich weiterhin zugelassen.
Nun aber noch zu den weiteren Einladungen zur Praxis:
- Donnerstagabend 19.00 Uhr bis 21.00 Uhr: Abend der Stille und Kontemplation digital, Zugang über die Website, rechte Spalte.
Am Ende der aktuellen Termine findest Du den Anforderungslink.
Jeweils drei Runden des Sitzens, die erste angeleitet, zweite und dritte still, achtsames Gehen,
Wochenimpuls zu den Weisungen der Wüste, Abendritual, anschließend Austauschmöglichkeit.
- Wochenimpulse auf unserem youtube Kanal, anschließend ab ca. 22 Uhr.
- Kontemplationstag am 22. Juni, Heilig-Kreuz, Kontemplation und heilsame Klänge, 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
- Weggemeinschafts-Treffen zur Zukunft der Weggemeinschaft,
22. Juni, 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr, Heilig Kreuz
- Woche der Weggemeinschaft vom 07. bis 12. Juli, Benediktushof, Anmeldung direkt dort,
Info bitte auch an mich.
- Kontemplationstag am 20. Juli, Hofheim-Langenhain, 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr
In Vorfreude auf gemeinsame Wege und Praxis und in der Zuversicht, dass der Heilige Geist Einladungen annimmt,
freue ich mich auf den Fortgang unserer „Weggemeinschaft Kontemplation und Mystik", und hoffe, Du bist dabei.
Ich grüße Dich pfingstlich.
Sven